Wassermanagement

Von 2017 bis 2021 wurde im Peter-Lenné-Beet das „Wassermanagement-Experiment“ von der Wassermanagement-AG durchgeführt, dessen Ergebnisse hier zusammengetragen sind.

Im Anschluss an dieses Projekt wurde ein Sojabohnen-Experiment im Peter-Lenné-Beet durchgeführt.

„Wassermanagement-Experiment“ 2017 – 2021

Ein Hochbeet ist zwar bequem, aber in Sachen Bewässerung ein viel schwierigerer Fall als ein Erdbeet, das unter sich den Wasserspeicher des gewachsenen Bodens hat. Und ein Hochbeet, das aufgrund vermuteter Altlasten und einer daraus abgeleiteten Vorsicht getrennt vom Wasserspeicher Erdboden gebaut sein MUSS (wie die Hochbeete hier im Allmende-Kontor Gemeinschaftsgarten oft auch sind), ist sozusagen der worst– case-Fall von Hochbeet-Bewässerung. Im Grunde nichts anderes wie ein Balkonkasten ohne Wasserspeicher, nur ein paar Nummern größer…

Daher stellte sich eine sehr kleine Wassermanagement-AG 2016 die Frage, ob es vielleicht möglich ist, die Speicherfähigkeit der Erde im Hochbeet durch Zugabe von wasserspeichernden Boden-Zuschlagstoffen (Additiven) zu erhöhen? – Gedacht, getan: Nach umfangreicher Materialsammlung wurde im Frühjahr 2017 das 2013 entstandene 10m² große Peter-Lenné-Beet zum Additive-Testbeet mit 23 Parzellen umgebaut.

Foto 1: In Parzellen unterteiltes Testbeet (28.05.2017)

Zum Test angetreten waren 14 verschiedene Boden-Zuschlagstoffe. 2 davon (Blähton & Ziegelsplitt) in verschiedenen Größen / Körnungen und 5 verschiedene Böden.

Foto 2: 14 verschiedene Boden-Zuschlagsstoffe (28.05.2017)
Foto 3: Mit Zuschlagsstoffen befülltes Beet (03.06.2017)
Foto 4: Beetplan

Zeitlich kann man den Versuch zweiteilen:

Teil 1 (2017 – 2019) bestand darin, die 23 stets taggleich identisch besäten / bepflanzten Parzellen wiederum taggleich zu beernten. Insgesamt kamen so 71 grammgenau erfasste Ernten zusammen: 58 Ernten von 2017 bis 2019, sowie 13 Ernten Wintersalate in 2020.
Teil 2 bestand aus dem „Naschbeet“ mit Tomaten (2020) und Eiskraut (2021) als Hauptkulturen, ohne Ertrags-Erfassung.

Foto 5: Radiesernte (01.07.2017)
Foto 6: Wintersalate (30.12.2020)

In beiden Teilen gab es regelmäßige Messungen der Bodenfeuchte mit Tensiometern. Diese hatten sich als zuverlässiger erwiesen als anfänglich benutzte andere Messgeräte, an deren Glaubwürdigkeit nach dem „Jahrhundertregen“ (29.06.2017) Zweifel aufgekommen waren. Deren Anzeige nach sollte der jahrhundert-beregnete Boden nämlich auf einmal deutlich trockener sein, als vor der Dusche mit > 100 Litern / m2 …!? Da im ersten Versuchsjahr somit nur 5 Monate mit Tensiometern gemessen wurde, sind Bodenfeuchte-Werte erst ab 2018 in die Auswertungen einbezogen.

Foto 7: Tensiometer: Bodenfeuchte-Messgeräte (22.06.2019)

Aus der Erfassung der Erträge und Bodenfeuchte-Werte ließ sich in der Zusammenschau eine Übersicht und Rangfolge erstellen, welcher Boden und welcher Zuschlagsstoff sich über die Jahre wie verhält. Zum Ausgleich von „ungerechten“ Mengen-Vergleichen verschiedener Kulturen (eine einzige Möhren- Ernte überwiegt z.B. die Erträge von 10 Salat-Ernten) wurden die Erträge zusätzlich jeweils in eine einfache Punkte-Reihenfolge („Ernte-Punkte“) gebracht (beste = 23, schlechteste = 1). Sie ergänzt die rein quantitative Gewichts-Messung mit einer relativierenden Rangfolge der Ertrags-Gleichmäßigkeit.

Grafik 1: Erntemengen und Erntepunkte

Zur „Grunderde“ (= GE: die Erde, in welche die Additive zumeist mit 20% Volumensanteil eingemischt sind) wurde – entgegen der Planung durch unglückliche Umstände – ein reiner Grünschnittkompost. Wie die oben stehende statistische Zusammenfassung zeigt, ist diese der überraschende wie überragende Erstplatzierte des Versuchs – zumindest bei der Ertragsmessung.

Grafik 2: Bodenfeuchte-Vergleich (Ganzjahreswerte)
Grafik 3: Relation Bodenfeuchte zu Ernten

In Sachen BodenFEUCHTE muss sich der strahlende Ernte-Sieger v.a. in der Bilanz der SOMMERmonate zweien der Additive knapp geschlagen geben – doch hat dieser (nur) messbare Effekt der Zuschlagsstoff-Zugabe eben keinerlei Auswirkung auf die Ertragsstabilität, im Gegenteil …

Grafik 4: Bodenfeuchte-Vergleich: Sommer-Durchschnitte

Da das Beet seit dem Sommer 2024 eine neue Nutzung als Schulbeet erfährt, wurde im Frühjahr von allen Substraten noch einmal eine exakt 1000 Gramm-Probe entnommen und über 4 Monate bis zur Gewichtskonsistenz abgetrocknet.  Diese Werte wurden in Relation gesetzt zu bislang nicht genutzten Abtrocknungsdaten von Bodenproben der Versuchsjahre.
Diese erstaunlich tendenzgleich zusammenpassenden Messergebnisse ergaben nun einen neuen Auswertungs-Zugang mit einem eindeutigen Sieger-Trio und endlich die eineindeutige Antwort auf die Ausgangs-Frage: Welcher Bodenzuschlagsstoff speichert am besten zusätzlich Wasser?

Grafik 5: Ergebnisse der Abtrocknungs-Messungen (Wassergehalt)

Unterm Strich gibt es nun also nachträglich doch noch eine zufriedenstellende Antwort auf die ursprünglich gestellte Ausgangsfrage. Da diese „Testsieger“ im Ertrags-Ranking aber alle deutlich unter dem Ertragssieger-Substrat (Grünschnittkompost) rangieren UND es obendrein keinen logischen Bezug zu der für die Pflanzen VERFÜGBAREN Bodenfeuchte (Saugspannungsmessungen / Tensiometer) gibt, bleibt der Versuch trotzdem ohne klares Ergebnis.

Wie er verlaufen WÄRE, wenn die ursprünglich dafür vorgesehene Grunderde (‚Humusoberboden‘) das Substrat gewesen wäre, in die all die in Relation zu DIESEM Substrat tatsächlich deutlich wasserhaltenderen Zuschlagsstoffe eingemischt worden wären, ist – hätte, hätte, Fahrradkette – Spekulation.

Der unfreiwillig zur Grunderde gewordene Grünschnittkompost war jedenfalls, abgesehen davon,  ein unerwartet eindeutiger Testsieger zu sein, ebenso ein Nährboden für zahllose Pflanzen-Krankheiten und tierische Schädlinge. OB reiner Grünschnittkompost von daher wirklich das beste – oder (siehe trotzdem eindeutige Ernte-Ergebnisse) zumindest ein gutes Hochbeet-Substrat ist, kann daher gerne weiter erkundet werden. Eine Wiederholung des Versuches, so, wie ursprünglich angedacht wäre auch ein durchaus sinnvolleres Projekt, als der unfreiwillige Versuch des Autors, einen Bodenzuschlagsstoff zu finden, der mehr kann, als Kompost.

© Volker Hegmann / tempel-hof-gaertner@planet.ms ; September 2024

Foto 8: Tomaten-Naschbeet (05.06.2020)
Foto 9: Eiskraut-Naschbeet (15.09.2021)

Hier findet man die Präsentation der neuen / finalen Ergebnisse des Experiments (Vortrag gehalten beim Urban Gardening Sommercamp Dresden, 31.08.2024)